Unter den norddeutschen Künstlerkolonien erlangte Ahrenshoop schon allein wegen seiner intensiven Verbindungen zur Reichshauptstadt Berlin herausragende Bedeutung.
Bereits 1885 wohnte die Malerin Eva Stort in Ahrenshoop. 1891 bauten die Schwestern Anna und Bertha Gerresheim das erste Malerhaus am Ort. Ihnen folgte 1892 Paul Müller-Kaempff, der als Gründer der Künstlerkolonie Ahrenshoop gilt. In den Gründerjahren kamen mit Friedrich Wachenhusen, Elisabeth von Eicken, Friedrich Grebe, Heinrich Schlotermann, Theobald Schorn u. a. weitere Künstlerinnen und Künstler, die dem Zauber der Landschaft erlagen, hierher. Der Himmel und das Meer als Künder des Universums, die einheimischen Menschen und Tiere als Zeugen einer Lebensweise im Einklang mit der Natur und die tief in der Erdvergangenheit beheimatete Vegetation sind die Motivwelten der Ahrenshooper Maler.
Über Generationen hinweg überführten Künstler diese immer gleichen Themen in die jeweils aktuelle Bildsprache der Moderne und beleben den Ort bis heute. Dass das möglich ist, liegt zum einen an der unerledigten Brisanz des problematischen Naturverhältnisses, an dem die Künstler sich hier reiben. Es liegt zum anderen an der besonderen Lage von Ahrenshoop im „Hinterland“ Berlins, die dem Ort auch nach dem Ende der Künstlerkolonie in ihrer klassischen Form eine lückenlose Relevanz als Rückzugsort und attraktive Arbeitsstätte für Künstler erhielt. Das gilt für die Weimarer Republik und die Jahre der nationalsozialistischen Diktatur. Es gilt aber auch für die DDR, in der Ahrenshoop als „Bad der Kulturschaffenden“ ein exklusiver Anlaufpunkt war.
Heute ist Ahrenshoop ein offener Künstlerort – ein Ort der Begegnung, in dem sich die Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts in einzigartiger Weise spiegelt. Die kulturelle Identität des 600-Seelen-Ortes Ahrenshoop ist in der Erinnerung von Generationen deutschlandweit verankert und hat zur Bildung eines „Mythos Ahrenshoop“ geführt. Die unbestreitbar nationale Dimension dieses Mythos‘ ist auf das Engste mit der wechselnden und überaus facettenreichen Geschichte der Künstlerkolonie verknüpft.
Unsere Ausstellung ist Teil des Gesamtprojektes „Halle am Meer“ und liefert Hintergründe für den zeitgleich stattfindenden 2. Teil im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) wo Werke der Entstehungszeit von 1950 bis in unsere Tage präsentiert werden.
Weitere Kooperationspartner sind das Dresdner Institut für Kulturstudien, die Kurverwaltung Ahrenshoop, das Kunstmuseum Ahrenshoop, der Kunstkaten und die Galerie Alte Schule.
Abbildung: Dora Koch-Stetter (1881-1968), Frauen auf dem Acker, Öl, o.J, 40 x 70 cm