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Skulpturenpark

Villa und Felsenengarten der Familie Keferstein
Ein Garten für die Kunst

Die Gegend um die Burg Giebichenstein zählte um 1800 zu einem der zentralen Orte der deutschen Romantik. Die Schönheit des Saaletals mit seinen rauen Felswänden, dem wild geschwungenen Verlauf der Saale und nicht zuletzt die Burgruine selbst faszinierten und inspirierten zahlreiche Gelehrte und Dichter jener Zeit.  Junge Künstler wie Ludwig Tieck, Achim von Arnim, Clemens Brentano und auch Johann Wolfgang von Goethe trafen sich hier zum Gedankenaustausch auf langen Spaziergängen, dessen Ausgangspunkt häufig der sog. Reichardts Garten war, ein 1794 vom Komponisten und Publizisten Johann Friedrich Reichardt (1752 – 1814) angelegter Garten nach englischem Vorbild, der heute auch als „Herberge der Romantik“ bezeichnet wird.

Vor diesem Hintergrund, wenn auch zeitlich etwas später, kaufte der damalige Inhaber der Kröllwitzer Papierfabrik Albrecht Ludwig Keferstein (1792-1872) für 1000 Thaler das Haus des Fischers Friedrich auf der gegenüberliegenden Saaleseite, um an dessen Stelle einen Neubau zu errichten. So entstand eine lichtdurchflutete Villa im klassizistischen Stil, deren reich gegliederte Fassade mit den riesigen Fenstern auch heute noch die ursprüngliche Nutzung als Sommerhaus verrät. Für den Bau des Hauses ließ Albrecht L. Keferstein die Steinplatten und Treppenstufen direkt vom Steinbruchbesitzer Fiedler aus Löbejün liefern. Sehr hohe Rechnungen der Papierfabrik für den Kauf von Sprengstoff aus dem Jahr 1848 könnten ein Hinweis für aufwändige Sprengarbeiten an den Kröllwitzer Felsen sein. 1858 erwarb Keferstein nachträglich den Felsenabhang hinter seinem Haus, den ihm die Kröllwitzer Gemeinde für den Bau eines Spritzenhauses überlassen hatte. Nachdem die Firma 1871 zur Aktiengesellschaft umgewandelt wurde, verließen Kefersteins 1878 Kröllwitz, das Unternehmen existierte noch bis 1941. Es waren die Direktoren, die bis dahin im Anwesen Talstraße 23 wohnten. In den Kriegsjahren trat der Glanz der kefersteinschen Ära hinter Verfall sowie diversen An- und Umbauten zurück. Seit den frühen 1950er Jahren waren es vor allem Absolventen der Kunsthochschule „Burg Giebichenstein“, die in den hohen Räumen der Villa geeignete Arbeitsmöglichkeiten fanden. Sie bewahrten das Haus vor dem drohenden Abriss und erfüllten es mit neuem Leben.

Seit 1994 stehen den Besuchern des Kunstvereins “Talstrasse“ e.V. sowohl die Villa also auch der Garten im Rahmen der wechselnden Ausstellungen offen. Insbesondere in den Sommermonaten lohnt der Aufstieg über die Porphyrtreppe auf das Felsplateau. Neben der für diese Gegend so typischen Trockenrasenvegetation können vor allem zahlreiche Skulpturen zeitgenössischer Künstler entdeckt werden. Oben angekommen wird man schließlich mit einem atemberaubenden Blick über das Saaletal belohnt, der bis heute den Geist der Romantik erahnen lässt.