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Porträts aus Reportagen

Brigitte Hellgoth
Hildegard Knef, © Brigitte Hellgoth
Hildegard Knef, © Brigitte Hellgoth

Brigitte Hellgoth – Porträts aus Reportagen

Brigitte Helgoth macht Bilder, Die gedruckt werden sollen. Also arbeitet sie – neudeutsch gesprochen – für Print – Medien. Um es gleich vorweg zu sagen: Sie hetzt nicht und sie lauert nicht und sie ist nicht vor der Feuerwehr da, wenn`s irgendwo brennt. Den rasenden Reportern ist sie keine Konkurrenz und damit die Falsche für eine kurzatmige Tagespresse. Sie hat den langen Atem und darum erhält sie ihre Aufträge von solchen Redaktionen, die ihn auch haben. Das Wie steht über dem Wann. Das hat etwas zu tun mit Niveau und Kultur. Ihre Bilder berühren den sinnverwandten Begriff – Bildung. Brigitte Hellgoth tut zweierlei:

  1. Sie fotografiert Landschaften, Städte, Architektur, Firmen, Institutionen und
  2. sie fotografiert Personen, die damit etwas zu tun haben.

Letztere sind ihr zentrales Anliegen und sie zeigt damit ihr außergewöhnliches Profil. Dass sie nicht lauert, habe ich schon gesagt. Sie stellt sich den Personen. Angesichts eines kalten Objektives bekommen es die meisten Menschen mit der Angst zu tun. Es muss am Wesen der Fotografin liegen, wenn die Angst genommen wird. Sie fotografiert nicht gegen Personen, sie fotografiert mit ihnen. Das setzt bei den Dargestellten Bereitschaft voraus. Im Dialog öffnet sich die Fotografin. Das Gegenüber öffnet sich. In dieser privaten Offenheit ohne Pose, wenn die Umstände so glücklich sind, öffnet sich ein Dritter: Der Verschluss. So entstehen fotografierte Gesichter, die in ihrer Weichheit von Licht und Schatten zu sprechen scheinen. Die porträtierten drücken ihr Einverständnis aus – ihre angstfreie Sympathie für das ansonsten traumatische Geschehen. Nicht im Datum – einzig und allein im „Wie“ sind diese Bilder aktuell. Ich nenne es die künstlerische Haltung, die sich mit formalem Können und dem Respekt vor dem Persönlichen verbindet – letztendlich vor dem Leben schlechthin. Ich sage es mit Nachdruck: Brigitte Hellgoth kann ihre Bilder vor den Abgebildeten verantworten. So empfindsam, wie sie auf andere zugeht, so empfindlich ist sie in eigener Sache. Sie hat unvermeidliche Blessuren vorzuweisen. Sie zählt zu einer sensiblen Minderheit und ist damit in der allerbesten Gesellschaft …

Prof. Klaus Winterhager zur Ausstellungseröffnung „Pressefotografien von Brigitte Hellgoth in der Landesfinanzschule NRW in Haan am 29. Oktober 1989