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Reisen ins Ungewisse

Ein-Blicke in die Welt des Surrealismus mit Leihgaben unter anderem aus der Sammlung von Helmut Klewan (München)

Jedes substantielle „künstlerische Gestalten ist eine Synthese aus Sinnlichem und Geistigem“ schrieb Paul Westheim in seinem kunsttheoretischen Werk „Weg zur Kunstanschauung“ (1919).[1] In hohem Maße gilt dies auch für Kunstströmungen der Moderne und Postmoderne, die sich unter dem Sammelbegriff „Surrealismus“ zusammenfassen lassen. Bekanntlich ist der Surrealismus kein homogener Stil, je nach Formulierungsabsicht bedient er sich schon existierender Stile, wie einem altmeisterlichen Realismus und Naturalismus oder der veristischen Kühle der „Neuen Sachlichkeit“ der 1920er Jahre. Dementsprechend sehen wir uns mit einem breiten, bunten, unvorhersehbaren Spektrum von Ausdruckformen konfrontiert, die das Surreale in der Wirklichkeit und im Traum offenlegen.

Nach einer längeren Phase, in der der Surrealismus wenig mediale und museale Aufmerksamkeit erhielt, ist diese Kunstform in den letzten Jahren erneut in den Fokus der Kunstwelt gerückt und erfreut sich des Interesses eines breiten Publikums, nicht nur des Fachinteresses von Historikern und Kunstwissenschaftlern. Davon zeugen eine Reihe von sehr gut besuchten Ausstellungen wie „Surrealismus und Magie. Verzauberte Moderne“ im Palais Barberini in Potsdam (2022/23) oder die Ausstellung „Surreal! Vorstellung neuer Wirklichkeiten“ im Sigmund Freud Museum in Wien (2022/23). Auch der Kunstmarkt trägt dem Rechnung, so konnten bei den letzten Auktionen von Sotheby’s Werke des Surrealismus und dessen Umfeld unerwartet hohe Preise erzielen.

Doch letztendlich sind es die Künstlerinnen und Künstler unserer Gegenwart selbst, die sich surrealistischer Ausdrucksformen bedienen und den „klassischen“ Surrealismus neu beleben und transformieren. Wahrnehmen ließ sich dies in eindrucksvoller Weise während der letzten Kunst-Biennale in Venedig 2022. Von Südamerika über Afrika und Asien bis nach Europa ließ sich eine Art „Renaissance“ surrealistischer Kunst-Welten beobachten. Erinnert sei hier nur an den dänischen Pavillon, mit seiner schockierenden, surrealistischen Installation des Künstlers Uffe Isolotto.

Da eine bildende Kunst von Substanz und Ausdruckskraft immer auch einen „bewusster Schnitt durch den Ablauf einer noch ungedeuteten Zeit und den Inhalt eines noch ungeklärten Raumes“ bildet (Hans Finsler), ist diese „Renaissance“ des Surrealismus nicht wirklich verwunderlich. Angesichts der aktuellen Krisen und Kriege sowie des bedrohlichen Klimawandels werden zunehmend wieder die Grausamkeit, die Hässlichkeit, das Paradoxe und das Grotesk-Komische zum Thema der bildenden Kunst. Verdrängte Wünsche und Triebe verlangen nach künstlerischer Formung und Transformation.

Angesichts dieser Situation will die von der Kunsthalle “Talstrasse“ geplante „Surrealismus-Ausstellung“ nicht aktuellen „Trends“ nachlaufen, sondern mit einem eigenen Ausstellungskonzept besondere Schwerpunkte und Akzente setzen, die von bisherigen Ausstellungen zu diesem Thema nicht oder nur ungenügend berücksichtigt wurde.

[1] Westheim, Paul: Die Welt als Vorstellung. Ein Weg zur Kunstanschauung. Potsdam-Berlin: Gustav Kiepenheuer, 1919, S. 7.