17. Dezember, 15.30 Uhr. „Autumn Leaves…“. Ein Jazz-Konzert zum Advent mit Johannes Langenhagen (Flügel), Clemens Oerding (Gitarre), Andreas Köhler (Violine, Gesang) aus Berlin. || 11.Januar 2024, 19 Uhr. „Poesie und Musik.“ Matthias Marx zur Kraft der Melancholie. || 17. Januar 2024, 19 Uhr. „Zwischen Leinwand und Bühne. Der Maler Alexander Camaro im Nachkriegsberlin“. Ein Vortrag von Dr. Anna Krüger. || 25.Januar 2024, 19 Uhr. „Strandgut am Acheron“. Lesung und Gespräch mit Andreas Kühne und Christoph Sorger, Gast Moritz Götze. || 15.Februar 2024, 19 Uhr. „Duetto G-Dur für Flöte und Violine von Franz Anton Hoffmeister“. Konzert mit Isabelle Chenot, Flöte und Uwe Prochnow, Violine. ||

Dame der Gesellschaft

Max Ackermann 

1930

 

Wenn du etwas siehst, ist immer jemand dabei und sieht mit. Mit diesen Worten werde ich zu dem Bild Dame der Gesellschaft von Max Ackermann geführt. Wir blicken auf diese so überaus schlanke Frau in dem grauen Kleid. Nur das Gesicht interessiert uns heute, sonst nichts. Das Gesicht, aber welches Gesicht? Ich verstehe nicht, da ist nur dieses eine Gesicht auf dem Bild. Pass auf, sagt sie und zieht etwas Rundes aus ihrer Schultertasche, etwas aus Papier, das mich an einen zusammengefalteten Lampion erinnert. Und tatsächlich lässt sich dieses runde Ding auseinanderziehen auf eine Länge von etwa vierzig Zentimeter. Das ist The Tube, sagt sie. Eine Röhre, sage ich, auf beiden Seiten offen, sodass man durchgucken kann. Sie setzt mir die Röhre vors Gesicht. Das offene Ende der Röhre bringt sie genau vor das Porträt der Dame der Gesellschaft. Wie viele Gesichter befinden sich in der Röhre? Eine Antwort auf diese Frage kann ich ohne weiteres nicht geben. Je länger ich nachsinne, umso unmöglicher wird es. Und dann gebe ich eine ganz andere Antwort, ich sage nämlich, ein Gesicht, es ist nur ein Gesicht in der Röhre, nein, ich sage es nicht, ich rufe es, ebenso verstört wie empört. Ich weiß nicht, wie es vor sich geht, doch ich bemerke nun, wie sich das Gesicht am anderen Ende der Röhre verändert, es ist dasselbe und doch nicht dasselbe Gesicht. 

 

Bernhard Keller

In: Bizarre Begegnung. Bilder schauen dich an. Porträts aus der Sammlung Brabant. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung vom 11. Juli – 8. November 2009 im Stadtmuseum Penzberg