12. Dezember 2024
Gisèle Freund
*1908 Schöneberg/Berlin, Deutsches Kaiserreich | † 2000 Paris, Frankreich | Gisèle Freund, ursprünglich Sophia Gisela Freund, kam 1908 in Schöneberg (Berlin) in einer wohlhabenden jüdischen Familie zur Welt. Ihre Eltern und vor allem ihr Vater, der Kunstsammler Julius Freund, unterstützten früh ihr künstlerisches Interesse für Fotografie und schenkten ihr zum Abitur eine Leica-Kamera. Diese nutzte sie, um als Fotoreporterin ihr Studium der Soziologie – zunächst in Freiburg, ab 1930 in Frankfurt am Main bei Karl Mannheim – zu finanzieren. Als die Nationalsozialisten in Deutschland an die Macht kamen, wählte die engagierte Sozialistin und Antifaschistin Paris als Ort des Exils. Hier beendete sie 1936 ihre Promotion an der Sorbonne. Zugleich setzte sie ihre fotojournalistische Tätigkeit fort. Ihre Reportagen erschienen in Weekly Illustrated und in dem gerade gegründeten Life Magazine. Mit dem deutschen Einmarsch in Frankreich ging Freund schließlich nach Lateinamerika, wo Fotoreportagen sie nach Chile, Argentinien und Mexiko führten. Wieder in Frankreich setzte sie 1953 unter anderem die Arbeit an ihrer Galerie der Dichter und Denker fort und fotografierte Intellektuelle der Nachkriegszeit wie Simone de Beauvoir, Jean-Paul Sartre und Eugene Ionesco. Ihre fotografischen Arbeiten wurden erstmals 1968 in Paris ausgestellt und befruchteten die Diskussion um die Trennung zwischen Fotografie und Fotokunst. Insbesondere ihre Portrait-Galerie gilt bis heute als wichtiges Zeitzeugnis und beinhaltet viele inzwischen ikonisch gewordene Darstellungen berühmter Intellektueller und Schriftsteller.