+++ Wir bauen für Sie um und eröffnen am 14.12.24 um 18 Uhr die Ausstellung "REISE INS UNGEWISSE. Einblicke in die Welt des SURREALISMUS +++

Vortrag „Resonanz & Refugium. Die Romantik als Kunstmodell in der DDR.“

mit Dr. Paul Kaiser (Dresden)

Der Vortrag geht der Frage nach, wie es zur Wiederbelebung romantischer Künstlerideale in einer staatssozialistischen Gesellschaft kommen konnte. Die DDR sah sich selbst als Erfüllungsort aller humanistisch-universellen Ansprüche der Klassik, gegen deren Allmacht die nonkonformen „Romantiker“ aufbegehrten. Zeitgenössische Kritik fand aus diesem Grund gewissermaßen in der Projektionskulisse eines geschichtlichen Konfliktes statt und erwies sich für die bildenden Künste als existentiell. Auf Grundlage vieler Beispiele, auch aus der halleschen Kunstgeschichte, soll im Vortrag gezeigt werden, dass es in der bildenden Kunst im Osten Deutschlands neben der Hinwendung zu romantischen Motiv- und Traditionsbezügen ebenso um die Behauptung einer Künstlerrolle in Abkehr vom Normenkanon einer gesellschaftlichen „Normalität“ ging.

Die Romantik wurde in der bildenden Kunst in der DDR zu einem verfügbaren Reservoir für Protest und Autonomie. Zu ihrem wichtigsten Resonanzraum entwickelte sich die seinerzeit äußerst populäre Druckgrafik. Die Darstellung von den in einer geschlossenen Gesellschaft erreichbaren naturnahen Fluchträumen, wechselte mit der Ästhetisierung morbider und ruinöser Stadturbanität. Vor allem die Registratur des Scheiterns einer verratenen Utopie geriet zum bevorzugten Thema gerade der jüngeren Künstler. Ihr Gegenkonzept war Aktion, Gemeinschaft und der Rückgriff auf die bereits in der Romantik ausgeübte gattungsübergreifende Kunstproduktion. Diese äußerte sich in experimentellen Strategien, die auf offene Formen und auf eine starke Rückkopplung von Kunst und Lebenspraxis orientiert waren.

 

Eintritt 12,- € / ermäßigt & für Mitglieder des Kunstvereins “Talstrasse” e.V. 10,- € inkl. Ausstellungsbesuch