Aus Anlass des 85. Geburtstages von Hartwig Ebersbach zeigt die Kunsthalle „Talstrasse“ eine retrospektiv angelegte Ausstellung zum Werk einer der wichtigsten Leipziger Künstler.
Vor diesem Hintergrund beabsichtigt die Kunsthalle „Talstrasse“ das Schaffen des Künstlers, das insgesamt sechs Jahrzehnte umfasst, von seinen frühen Werken bis in die Gegenwart zu beleuchten. Die Jubiläumsausstellung möchte Ebersbach nicht nur als einen der wichtigsten Protagonisten der nonkonformen Kunst der DDR vorstellen, sondern auch seine Bedeutung über deren Grenzen hinaus und bis in das 21. Jahrhundert würdigen.
Die Ausstellung setzt sich mit thematisch unterschiedlichen Schaffensphasen auseinander, die stets auch von harten Brüchen gekennzeichnet sind. Als Schüler von Bernhard Heisig gehört Ebersbach zu den Vertretern einer äußerst gestischen Malerei, die von einer starken Dynamik gekennzeichnet ist. Anfangs noch von der Beschäftigung mit der menschlichen Figur geprägt, entfernte sich Ebersbach mit seiner leidenschaftlichen und immer exzessiver werdenden Malweise zunehmend von realistischer Darstellung und bediente sich in den 1970er und 80er Jahren auch der Strategien des „action painting“. Der Beginn von Ebersbachs künstlerischer Laufbahn spielt in der Ausstellung eine ebenso gewichtige Rolle wie seine in den Folgejahren entstehenden Arbeiten.
Träume spielen eine außerordentlich wichtige Rolle. Sie werden aber nicht „traumhaft schön“, sondern aggressiv, brutal, sich „selbstverbrennend“ in Szene gesetzt. Der Betrachtende wird von einer Farbexplosion in den Bann gezogen, die ungeheuer fasziniert – zugleich aber auch die innere Zerrissenheit des Künstlers zeigt, der sich zunehmend der Unterdrückung durch das sozialistische Regime ausgesetzt sieht.
Nach Repressalien und einem körperlichen Zusammenbruch betritt die Figur des Kaspar die Bühne bzw. die Gemälde Ebersbachs. Als Alter Ego des Malers, ein Leitmotiv, das besonderen Raum einnimmt, blickt der Held oder auch Antiheld seiner Kindheit auf die Welt. In der Ausstellung werden die Gemälde von realen Kasparfiguren aus der umfangreichen, mehrere hundert Puppen umfassenden Sammlung des Künstlers – „Der Kasper kämpft für alles und gegen alles“ – begleitet. Ein besonderer Aspekt liegt auf den malerischen Arbeiten des Spätwerks, das etwa vom Jahr 2000 bis in die Gegenwart reicht, wo Ebersbach mit verschiedenen Techniken und Materialien experimentierte. Hier richtet sich der Fokus auf besonders expressive, großformatige Gemälde.
Ebersbach gilt auch als außerordentlich spannender Grafiker. Ein wichtiger Bestandteil der Ausstellung werden daher seine Arbeiten auf Papier sein, die eine künstlerisch weitaus sensiblere Handschrift verraten als es die Gemälde vermuten lassen.
So macht uns der Künstler zu seinem 85. Geburtstag mit seinem facettenreichen, tiefe Einblicke in sein Inneres gewährenden Lebenswerk ein wunderbares Geschenk.